Mal ne ehrliche Meinung
Hallo zusammen, mein Name ist Michael, bin Angestellter in der Gastronomie, 46 Jahre, wohne in Kiel, verheiratet und habe ein Kind (15 Jahre). Mache jetzt hier etwas, was die meisten nicht tun. Ich spreche über mein Geld. Warum? Weil ich mal Arbeitgebern zeigen will, was so ein normales Leben wirklich kostet.
Ich will mich hier nicht über meine Verhältnisse beschweren, mir fällt nur auf, dass es in den letzten Jahren finanziell immer enger wird. Und das, trotzdem meine Frau seit ein paar Jahren auch wieder halbtags arbeitet.
Zusammen verdienen wir 3600,- Euro brutto. Das hört sich doch gar nicht so wenig an, oder? Naja vor ein paar Jahren waren das noch 7000 Mark- wer hatte das schon. OK andere Zeiten. Netto bleiben da ca 2450.- Euro. Dazu kommt Kindergeld (195.-)
Jetzt zu meinen Kosten:
Miete inkl. Nebenkosten (80m²) 800.- Euro
Essen und Trinken (5,50 € pro Tag pro Person) 500.- Euro
Kleidung (auch Berufskleidung) 120.- Euro
Freizeit und Hobby 150.- Euro
Urlaub 150.- Euro
Auto (Rücklagen für Neukauf) 150.- Euro
Auto Unterhalt/ Reparaturen/ Sprit 150.- Euro
Versicherungen 130.- Euro
Geschenke 50.- Euro
TV/ Handy/ Computer 120.- Euro
Schule (Bücher/ Ausflüge) 30.- Euro
Taschengeld Junior 50.- Euro
Einrichtung/ Reparaturen/ Möbel 70.- Euro
Arzt, Medikamente 30.- Euro
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Macht in der Summe: 2500.- €
Das was überbleibt geht für unvorhersehbares drauf. Glaubt mir, am Ende des Monats bleibt nix über. Eigentlich alles im grünen Bereich. Ja es reicht gerade so für ein bescheidenes aber glückliches Leben. Kleines Auto, kleiner Urlaub, kleine Geschenke. Mehr erwarte ich eigentlich auch nicht bei meinem Job. Da gibt´s nur ein paar Sachen, die mich echt nachdenklich stimmen. Du brauchst in der heutigen Zeit tatsächlich 2500,- € im Monat um ein solches Leben zu führen? Wir sind zwei Personen, die einen Beruf gelernt haben und zusammen 12 Stunden arbeiten (übrigens seit fast 30 Jahre) und müssen dann immer noch finanziell zittern. Zittern, das nix aus der Reihe anfällt. Zittern, das keiner krank wird. Zittern das beide weiter arbeiten können.
In der Gastronomie steigen die Löhne nicht einmal auf Inflationsniveau. Das sind 2% im Jahr. Dann bräuchte ich alle 5 Jahre eine Lohnanpassung von 10%- nur um die Teurungsrate aufzufangen? Mein Arbeitgeber lacht sich gerade schlapp.
Von der Rente mal ganz zu schweigen. Wir können jetzt schon sagen, dass wir in eine noch kleinere Wohnung ziehen müssen, der Wagen wird verkauft und der Urlaub fällt wohl auch eher flach. Großartige Aussichten für zusammen fast 100 Jahre Arbeit.
Überlegt mal. Unsere Eltern haben nur 48 Jahre gearbeitet und kommen im Alter klar. Vater von 17- 65 Jahre- Mutter Hausfrau.
Ich höre gerade den Aufschrei der Leser. Stell dich nicht so an, anderen geht´s viel schlechter, Du hast doch alles was man braucht. Hättest Du mal in Vergangen in Eigentum investiert oder gespart. Hättest Du mal was Ordentliches gelernt. Millionen ehrlichen Arbeitnehmern geht es genauso.
Es ist dem Mittelstand heute fast nicht möglich Vermögen oder Eigentum aufzubauen. Die meisten zehren noch vom „Vermögen“ der Eltern. Das Problem der nächsten Generationen ist dementsprechend klar.
Also liebe Arbeitgeber. Bevor Ihr bei der nächsten Mindestlohndebatte wieder jammert, überlegt mal genau was heute ein normales Leben wirklich kostet.